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HW22-M~3

Rutschfest durch die kalten Jahreszeiten

Im Herbst und Winter steigt die Gefahr des Ausrutschens bei Outdoor-Aktivitäten und im Alltag durch Nässe, Schnee und Eis. Trittsicherheit ist gefragt wie nie.

von Ralf Stefan Beppler (Fachjournalist)

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Es gibt im Winter mehr Stürze von Fußgängern als Unfälle mit Autos. Auch beim Wandern sind Sturzunfälle häufig. Knapp die Hälfte aller Wanderunfälle resultiert aus Stolpern, Umknicken und Stürzen, so die DAV-Statistik. Konzentrationsmangel und falsches Schuhwerk sind als Hauptursachen bekannt. Richtiges Schuhwerk und hier vor allem griffige, rutschfeste Wintersohlen hingegen sorgen für Trittsicherheit auf nassem Laub, matschigen Böden, überfrierender Feuchtigkeit oder Eis und Schnee.

Sohle ist nicht gleich Sohle

Wanderschuhe sollten ein grobes, sich selbst reinigendes Profil, eine Bisskante sowie einen Hakenabsatz haben. Das schafft Traktion, Griffigkeit, Bremswirkung und Stabilität. Dennoch gibt es Unterschiede. Die Laufsohlen werden aus einer Kautschuk-Karbon-Mischung hergestellt. Als Faustregel gilt: „Je höher der Gummianteil, desto griffiger und rutschfester die Sohle.“ Das Problem ist der zweite Merksatzteil, denn „je höher der Karbonanteil, desto abriebfester, aber auch rutschiger ist die Sohle“. Hier muss die richtige Balance gefunden werden. Erschwerend kommt hinzu, dass unterschiedliche Temperaturen Einfluss auf die Haltbarkeit und Griffigkeit der Sohle haben: Hitze macht Sohlen weicher, Kälte sorgt für härtere Sohlen. Ebenso Nässe – vor allem auf nassem Holz, Steinen oder Laub haben viele Laufsohlen Probleme.

Winterreifengummi

Bei einer hochwertigen Sohle geht es um Gummi und Vulkanisieren. Das hört sich nach Reifenhersteller an. Tatsächlich waren die Marken Pirelli und Goodyear bei der Geburt der Vibram-Sohle beteiligt. Erstere mit der Erfahrung in der Kautschukverarbeitung, Letztere durch die Vulkanisierungstechnologie. Auch andere Reifenhersteller wie Continental und Michelin sind längst im Sohlengeschäft aktiv. Der koreanische Sohlenhersteller Hypergrip entwickelte Ende der Nullerjahre mit der IceLock-Technologie die erste spezielle Wintersohle. Treksta war die erste Marke, die diese Sohlen einsetzte. In Deutschland war es Hanwag unter dem Eigennamen IceGrip. Der europäische Sohlenspezialist Vibram hat mit der Arctic Grip-Sohle nachgezogen. Neben speziellen Winter-Gummimischungen und Winterprofilen verfügen beide Sohlen über etwas erhöhte Sohlenbereiche, in die mikroskopische Glasfasern integriert sind. Diese sorgen für eine rutschhemmende Oberflächenspannung und sind für den eigentlichen Halt zuständig. Die „Glasfasern“-Technologie konnte beim wichtigen Satra PM 144 Test – dem Standardtest für Rutschfestigkeit – auf einer Eisplatte einen besonders hohen Rutschwiderstand vorweisen. Während die Hypergrip-Sohle bei Hanwag als IceGrip- Sohle zum Einsatz kommt, werden die Vibram-Sohlen ausschließlich unter ihrem Markennamen verwendet. Partner der Vibram® Arctic Grip-Sohle sind u. a. die Marken Lowa, Merrell, Scarpa oder Dolomite. Bei Meindl heißt diese Variante Vibram® IceTrek bzw. IceTrek Pro. Michelin hat in den letzten Jahren ebenfalls Sohlen entwickelt, die bei schwierigsten Winterbedingungen für Haftung, Stabilität und Traktion sorgen. Das hört sich nicht nur nach Winterreifenwerbung an. Michelin spielt mit der bewussten Analogie zwischen Laufsohlen und Auto- und Fahrradreifen – auch in der Werbung. Partner von Michelin sind u. a. Salewa oder Regatta. Continental testet seine rutschfesten Sohlen auf einer öligen Schräge, weil es nicht nur um besseren Halt im Winter geht, sondern auch im Trailrunning-Alltag. Keen nutzt ein Wintergummigemisch unter dem Namen Freeze Outsole, das einen niedrigeren Gefrierpunkt haben soll. Meindl hat zusätzlich zur Vibram® IceTrek eine 365-Tage-Sohle, die ganzjährig funktionieren soll. Die Sohle hat allerdings Grenzen, weil sich die Gummimischung durch die Außentemperatur verhärten oder weicher werden kann.

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Spikes und Ketten

Revolutioniert wurde der Winterschuhmarkt von IceBug mit der IceGrip-Technologie: einer Sohle, in die 14 Hartmetallspikes integriert sind, die auf Eis extrem rutschfest ist, mit der man aber dennoch auf Asphalt laufen kann. Der Clou: Beim harten Asphalt drücken sich die Spikes etwas nach innen und verschwinden weitgehend, so dass man normale Abrollmöglichkeiten hat. Bei Eis bleiben die Spikes „draußen“, greifen in die Oberfläche und verhindern ein Rutschen. Einziger Nachteil: Man sollte die Schuhe ausziehen, bevor man Parkett- oder Linoleumböden betritt. Die Alternative für einen reinen Winterschuh sind „Schneeketten“ für Schuhe, wie sie der Winterschuhspezialist IceBug beispielsweise anbietet. Das BUGweb („das Netz“) mit sechs Spikes, das bei Bedarf auf- und abgezogen werden kann, macht aus jedem Trailrunning- oder Wanderschuh einen Winterschuh. Auch Vibram hat das Potenzial erkannt und die Portable-Performance-Sohle entwickelt, eine Art aufziehbare Arctic Grip-Sohle mit identischen, erhöhten, rutschfesten Profilelementen. Andere Hersteller bieten ein umfangreiches und funktionelles Angebot aufziehbarer Schneeketten und Spikes an. Sie sind meist aus einem kälteresistenten Elastomer- Gummi oder Hypalon, der über den Schuh gezogen wird. Unter der Sohle befinden sich dann eine Kette oder Spikes aus gehärtetem Edelstahl. Gute „Schuhschneeketten“ haben ein TÜV-Siegel. Auch hier gibt es Qualitätsunterschiede. No-Name-Produkte ähneln Markenprodukten optisch, haben jedoch in der Handhabung beim An- und Ausziehen, in der zuverlässigen Performance (Sitz und Grip) sowie in der Langlebigkeit Nachteile.

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Bilder © Salewa, Hanwag, Snowline Chainsen

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Physikalische Neuheiten

2010 ging der Physik-Nobelpreis an die Entdeckung von Graphen. Graphen-Flocken gehören zu den dünnsten und gleichzeitig stärksten Werkstoffen, die es gibt. Seit 2015 forscht das National Graphene Institute (NGI) der Universität von Manchester mit Graphen. Eines der Ergebnisse: langanhaltende Robustheit. Die G-Series-Laufsohle sei 50 % stärker, 50 % elastischer und 50 % abriebfester als herkömmliche Sohlen. Das wirke sich vor allem auf die Griffigkeit der Sohle aus, weil sie weicher sein kann und gleichzeitig länger hält. Inov8 nutzt die Graphensohle bei Trail- und Fast-Hiking-Schuhen.

Qualität hat ihren Preis

Bei einer hochwertigen Sohle geht es um Gummi und Vulkanisieren. Markensohlen sind nicht nur wichtig, sondern meist auch ein Qualitätszeichen für den Schuh insgesamt. Man macht keine teure, hochwertige Sohle an einen Schuh, der unter dem Preispunkt von 150 Euro liegt. Die Masse der Urban-Outdoorschuhe hat eine preiswerte PU- (Polyurethan) oder TPU-Sohle (thermoplastisches Polyurethan). Rutschfest sind diese kaum.

Alltag und Pflege

Die wichtigste Voraussetzung für festen Stand ist eine saubere Sohle. Wenn die Sohle mit hart gewordenem Lehm verklebt ist, hilft das beste Profil nicht. Wanderschuhsohlen gelten häufig als „selbstreinigendes Profil“. Sie sind so konstruiert, dass die normale Fußflexionsbewegung beim Laufen den Dreck heraussprengt. Das klappt nicht immer. Zur Wanderschuhpflege gehört daher auch Sohlenpflege. Spezielle Winter-Outdoorschuhe sind nicht nur für Wanderungen oder Trailrunning geeignet. Insbesondere beim Thema Sicherheit und Rutschfestigkeit sind Outdoorschuhe ideal für den Alltag – egal ob als Arbeitsschuhe oder für das tägliche Leben. Gerade auf versiegelten Flächen ist die Rutschgefahr besonders groß – eine gute Sohle ist daher immer von Vorteil.

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