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Text: Michael Sänger, Wandermagazin

DU HAST DOCH DIE SCHNÜRE LOCKER

Eigentlich passt der Schuh, doch trotzdem zwickt es unterwegs immer mal wieder. Mit der richtigen Schnürung lassen sich kleinere Probleme lindern. Ganz ohne Aufwand.

Schon Ötzi, ein eiszeitlicher Jäger, der vor 5.300 Jahren vermutlich mit Pfeilen in den Alpen gemeuchelt wurde, trug für die damalige Zeit funktionelles Schuhwerk. Sogar mit Schnürsenkeln. Sie waren aus Lindenbast gearbeitet. Im Mittelalter waren dann Lederbänder oder Nestelbänder aus Textil in Gebrauch. Heute werden Senkel gewebt, geflochten oder gestrickt und sind aus Baumwolle, Kunstfaser oder Leder hergestellt.

Für das Wandern sind Schnürsenkel zweifellos ein wichtiges Detail. Hier spielen Pragmatismus und Funktion die entscheidende Rolle und, so viel sei angemerkt, Schnüren ist nicht gleich Schnüren. Mit der passenden Schnürtechnik kann der Träger viele Probleme beim Wandern verhindern bzw. aufgetretene Beschwerden lindern. Neben der Standardschnürung (mit oder ohne Doppelschleife) gibt es viele Variationsmöglichkeiten.

Vom Auslassen eines Hakenpaares, dem Einschnüren von oben, dem einseitigen Hakenschnüren über tieferes Einschnüren sind die Variationsmöglichkeiten bei Wanderschuhen sehr vielfältig. Wichtig: Jede Variation kann Probleme lösen bzw. lindern helfen. Vom Hühnerauge oder blauen Zeh, Schmerzen auf dem Spann oder dem Rist bis zum unangenehmen Scheuern am Schaft (Unterschenkel oder Schienbein) – mit einem einfachen Schnürtrick kann geholfen werden. Eigentlich passt der Schuh, doch trotzdem zwickt es unterwegs immer mal wieder. Mit der richtigen Schnürung lassen sich kleinere Probleme lindern. Ganz ohne Aufwand.

Ob Fersenschlupf, Breitfuß oder fehlende Tiefziehhaken, mit diesen Schnüranleitungen gehören Probleme mit deinen Füßen während der Tour bald der Vergangenheit an.

1) Die Zwei-Zonen-Schnürung
Es drückt auf dem Fußrücken? Abhilfe schafft eine Zwei-Zonen-Schnürung. Der untere Teil der Haken (Ösen) ist Zone 1. Ab den beiden Tiefziehhaken sprechen wir von Zone 2. Zone 1 bleibt straff, dann führt man die Senkel von oben einmal über die Tiefziehhaken und schnürt weiter wie gewohnt. Der Fußrücken wird signifikant entlastet.

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2) Flaschenzugtechnik gegen Fersenschlupf
Man überspringt die letzten beiden Haken- oder Ösenpaare unter den Tiefziehhaken und verzichtet einmal auf die Überkreuzschnürung. Danach wird wie gewohnt geschnürt. Diese Schnürung zieht den Schuh im Fersenbereich spürbar an die Ferse an.

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3) Schuhweite anpassen
Nicht jeder Leisten passt wie angegossen. Im Alter oder bei Dauerbelastung kann der Vorderfuß zudem breiter werden. Gegen diese schmerzhafte Enge kann man mit der Schnürung Abhilfe schaffen. In Zone 1 einmal, möglichst weit unten nach der ersten Überkreuzschnürung, eine Überkreuzschnürung auslassen. Schon hat der Vorderfuß mehr Platz.

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4) Druckstellen gezielt umschiffen
Durch den Wechsel von Parallel- und Kreuzschnürung kann man gezielt etwaige Druckstellen in beiden Zonen entlasten. Liegt der Druck rechts, schnürt man von unten großzügig nach links oben. Befindet sich die Druckstelle weiter oben, dann entsprechend ab der vermuteten Druckstelle.

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5) Hilfe, mein Schuh hat keine Tiefziehhaken
Verfügt ein Schuh nicht über Tiefziehhaken, behilft man sich wie folgt: Am Übergang vom Rist zum Schaft die beiden Senkelenden einmal vor dem nächsten Hakenpaar mit einer Schlaufe justieren und dann anschließend das nächste Hakenpaar von oben über Kreuz einschnüren. Durch die Schlaufe erhält die anschließende Schnürung den Zug, den man auch mit Tiefziehhaken erreichen würde.

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6) Unangenehmer Druck im Schaft?
Entweder man lässt das obere Hakenpaar komplett aus oder schnürt es von oben ein. Das sorgt für Entlastung im Schaft.

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7) Die Zehen schmerzen, das Hühnerauge brennt?
Dagegen hilft dieser Schnürtrick: Fädel eine Senkellänge komplett ein. Lasse entweder den obersten linken oder rechten Haken frei. Dann nimm das freie Ende vom untersten rechten oder linken Haken und führe ihn über die gesamte Schnürung hinweg zum noch freien obersten Haken. Damit wird der Druck auf die Zehen und ein eventuelles Hühnerauge dort automatisch reduziert.

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Man sollte nie vergessen, zu große Schlaufen sicher vor oder hinter die Zunge des Schuhs zu stopfen. Im Gestrüpp oder im Wald kann man beim Wandern rasch an herumliegenden Ästen oder buschigem Geäst hängenbleiben und ins Stolpern geraten. Daher entweder doppelte Schleifen (kleiner Durchmesser) binden oder das „Zuviel“ wegstecken …

Die verschiedenen Schnürungsanleitungen in der Praxis

© Hanwag

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